Im Auftrag der Bayerischen Schlösserverwaltung hat die Agentur Eydos in der Würzburger Residenz einen Gedenkraum konzipiert und umgesetzt, der an den 70. Jahrestag der Bombardierung Würzburgs erinnert. Am 16. März 1945 wurde neben der Altstadt auch die bedeutende barocke Schlossanlage stark zerstört. Sie zählt heute zum Weltkulterbe der UNESCO.
Nach Kriegsende war es vor allem dem amerikanischen Kunstschutz-Offizier John Davis Skilton zu verdanken, dass dieses für Würzburg so prägende Bauwerk gesichert und über Jahrzehnte wieder restauriert werden konnte. Er setzte sich vor allem ein für die Erhaltung der Deckenfresken von Giambattista Tiepolo, womit er den Grundstein legte für die weitgehende Wiederherstellung der Residenz. Diese kulturhistorische Leistung von John Davis Skilton sollte durch ein emotionales Denkmal in besonderer Weise gewürdigt werden.
Der Raum soll dem Betrachter durch die Auswahl der Bildinformationen den historischen Einschnitt und die Schicksalsstunden der Stadt in der Bombennacht erfahrbar machen. Es galt daher die Idee zu verwirklichen, die sinnliche Wahrnehmung der Vernichtung einer einzigartigen Kulturlandschaft und gleichzeitig des Lebensraumes der Altstadt von Würzburg in einem konzentrierten und bewegenden Moment zu verdichten. Daher wird man in der Ausstellung mit dem historischen Ereignis und seinen tiefgreifenden Folgen so konfrontiert, dass man eine eigene Position dazu beziehen kann.
Sinnbildlich dafür ist die Präsentation des Gedenkraumes als Gegenentwurf zu den prunkvollen Rokoko-Sälen der Residenz. Wenn der Besucher nach dem vergoldeten Spiegelkabinett in den Ausstellungsraum tritt, wird ihm sofort der Moment der Zerstörung als das zentrale Thema der Ausstellung vor Augen geführt. An die Stelle einer organischen Komposition, in der sich die Atmosphäre des barocken Raumes wiederfindet, präsentieren sich die Bildinformationen bewusst bruchstückhaft. Sie spiegeln damit das dramatische Geschehen der Bombardierung und die Ruinenlandschaft, die von diesem historischen Monument vor seiner Rekonstruktion geblieben war.
Ein bisher unveröffentlichtes Luftbild der zu neunzig Prozent vernichteten Stadt dominiert den Raum als emotionales Signal. Es führt den Betrachter beim Betreten unmittelbar auf das historische Geschehen hin. Kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges aufgenommen, lag es unentdeckt in einem amerikanischen Archiv. In überraschender Qualität und in einem wandfüllenden Format wird dem Besucher hier der Moment der Zerstörung eindringlich vor Augen geführt. Ebenso tritt das Porträt des Kunstschutz-Offiziers John Davis Skilton hervor. Seine herausragende Rolle bei der Rettung der Residenz dokumentiert ein monumentales Wandbild, das durch einen ergänzenden Text erläutert wird.
Auch bei der Auswahl der weiteren Bilddokumente orientiert sich die Ausstellung farblich und formal an dem tiefen Bruch in der Geschichte Würzburgs, der durch das Bombardement der Royal Air Force am 16. März eingetreten ist. So illustrieren die Zeitdokumente zusammen mit den gewählten Bildmotiven ebenso wie die Art der irritierend komponierten Präsentation die Auflösung eines Stückes Geschichte, symbolisiert u.a. durch die Reste der barocken Architektur und den Neuanfang in einer
gespenstischen Ruinenlandschaft. Dies gelingt unter anderem mit Hilfe spezieller Befestigungen, wodurch die Metallplatten teilweise bedrohlich wirkend nach unten geneigt sind und vor den Wänden zu schweben scheinen. Die Bild- und Textelemente erinnern sie an Scherben und Splitter, die den Akt der Zerstörung spiegeln. Der 60 m2 große Ausstellungsraum gibt dem restaurierten Ensemble der Würzburger Residenz den angemessenen historischen Kontext und unterstreicht gleichzeitig die historische Zäsur in ihrer heute nicht mehr bewussten Dimension. Insgesamt gelingt so der Ausstellung ein außergewöhnlicher Ausschnitt des ganzen Geschehens, indem es das Ganze in verstörenden und informativen Ausschnitten erfasst.
Die neue Dauerausstellung zum Schicksal der Stadt gegen Ende des Krieges erleben Besucher bei ihrem Rundgang als einen Raum mit besonderem Charakter, der sich einfügt in das Ensemble, aber gleichzeitig durch die kontrastive Visualisierung und Komposition irritiert, Fragen beantwortet und das historische Verständnis nachhaltig fördert.